Wer als letztes antwortet kriegt viel mehr als nur 128 Dias

Die ersten zwei oder drei Jahre am Gymnasium ist Ethik fast immer ausgefallen, da es keinen Lehrer gab. Wenn wir mal eine Vertretungsstunde hatten, war der Unterricht immer etwas irgendwie "generisches" wie z. B. "Stell dir vor du bist auf einer einsamen Insel...", "Male ein Bild von dir und deinen Wünschen/Interessen/etc.", "Dein*e Freund*in macht dies, wie gehst du mit der Situation um", so etwa in der Art. Ich hab damals eben nicht wirklich verstanden, warum man über solche fiktiven Szenarien spricht. Deswegen mochte ich Ethik in dem Zeitraum überhaupt nicht.

Als wir dann in der 7./8. Klasse(war so ein ziemlich glatter Übergang von "fällt dauernd aus" zu "findet wöchentlich statt") einen Lehrer bekommen haben, haben wir zum ersten Mal die Themen im Schulbuch bearbeitet. Es waren aber immer noch größtenteils moralische Dilemma oder Analysen von fiktiven Situationen, die ich nicht so wirklich interessant fand. Insgesamt war ich gut in dem Ganzen, es hat mich aber nicht interessiert und ich konnte nicht nachvollziehen warum man das in der Schule macht. Mitte der 10. Klasse wurde es etwas interessanter mit Philosophie, aber mir kam es immer noch sinnlos vor.

Woran das vermutlich liegt:
Ich habe praktisch keine Empathie gegenüber anderen Leuten, egal ob Familie, Freunde oder andere. Deswegen hab ich die moralischen Dilemma aus dem Unterricht immer nur auf Basis der Kriterien im Buch bewertet. Zudem bin ich der egoistischste Mensch, den ich kenne, weswegen ich bei Szenarien, in denen man irgenwie andere mit einbeziehen sollte bei irgendwas, nie verstanden habe, warum man sich um die Standpunkte anderer Leute kümmern sollte.

Hatet mich oder so :pardon:
Das ist spannend. Sind dir andere Menschen wichtig? Bzw. was bedeuten andere Menschen für dich?
 
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hast du nur bei scénarien aus dem ethikunterricht keine empathie oder generell?
Ich dachte das wäre klar. Generell.
letzeres wäre doch eher schlecht, oder nicht?
Ja, das hab ich mir auch gedacht.
Sind dir andere Menschen wichtig? Bzw. was bedeuten andere Menschen für dich?
Mir sind andere Menschen eben nur objektiv gesehen wichtig. Zum Beispiel sind mir meine irl Freunde wichtig, damit ich bei Gruppenarbeiten jemanden habe, mit dem ich zusammenarbeiten kann, aber mir ist irgendwie komplett egal, wie es ihnen geht oder wie sie sich fühlen. Außerdem wäre es mir egal, wenn einem irgendetwas zustoßen würde.
 
Ich dachte das wäre klar. Generell.
war es aus der ausdrucksweise eigentlich auch, ich kann nur nicht lesen.

Mir sind andere Menschen eben nur objektiv gesehen wichtig. Zum Beispiel sind mir meine irl Freunde wichtig, damit ich bei Gruppenarbeiten jemanden habe, mit dem ich zusammenarbeiten kann, aber mir ist irgendwie komplett egal, wie es ihnen geht oder wie sie sich fühlen. Außerdem wäre es mir egal, wenn einem irgendetwas zustoßen würde.
also perfekter egocentrismus? da ist kant aber gar nicht einverstanden. :pardon:
jenseits dessen, das ist intéressant. ich habe dazu jetzt schon ein paar hypothesen für den grund, die vermutlich aber schall und rauch sind. außerdem würde ich behaupten, daß das nicht unbedingt schlecht sein muß, solange du nicht böswillig handelst. das fängt bei der etwas verhaßten frage nach dem werten befinden an, die übrigens echt anstrengend ist leuten abzugewöhnen.

der hauptgrund, den ich da sehe, ist aber ehrlichkeit, da ich annehme, daß du, weil du entsprechend keinen grund dazu hast, andere nicht aus höflichkeit oder sorge anlügst, was eine eigenschaft ist, für die ich mein:e partner:in und meinen vater bewundere und mich für das fehlen dieser eigenschaft verachte; und daß du das auch auf deine thaten erstreckst, also tust, was dir zum vortheil gereicht oder (im idéalfall) utilitaristisch betrachtet zur allgemeinen verbessung ohne rücksicht auf die irrationnalité anderer beiträgt.

andererseits fehlen dir so anscheinend enge emotionale bindungen zu anderen menschen, da du diese wohl nicht aufbauen kannst. auch das muß nicht zwingend schlecht sein, wenn du das nicht brauchst, was mich aber wundern würde, wessen logische conséquence nun wieder etwas besorgt.

so ein paar sehr dumme gedanken meines nicht allzu leitungsfähigen gehirns dazu
 
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Ich dachte das wäre klar. Generell.

Ja, das hab ich mir auch gedacht.

Mir sind andere Menschen eben nur objektiv gesehen wichtig. Zum Beispiel sind mir meine irl Freunde wichtig, damit ich bei Gruppenarbeiten jemanden habe, mit dem ich zusammenarbeiten kann, aber mir ist irgendwie komplett egal, wie es ihnen geht oder wie sie sich fühlen. Außerdem wäre es mir egal, wenn einem irgendetwas zustoßen würde.
Wow! Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der so "tickt" wie du. Danke für deine ehrlichen Worte!
War das schon immer so bei dir oder hat sich da über die Jahre etwas verändert?
Hast du Geschwister? Wäre es dir bei ihnen auch egal, wenn ihnen etwas zustöße (oder deinen Eltern?)?
Ich kann darin, ähnlich wie @Sparktr schreibt, auch Vorteile erkennen, stelle mir den täglichen, zwischenmenschlichen Kontakt allerdings als sehr schwierig vor.
Bist du dann manchmal von "Gefühlskram" genervt?
 
Woran das vermutlich liegt:
Ich habe praktisch keine Empathie gegenüber anderen Leuten, egal ob Familie, Freunde oder andere. Deswegen hab ich die moralischen Dilemma aus dem Unterricht immer nur auf Basis der Kriterien im Buch bewertet. Zudem bin ich der egoistischste Mensch, den ich kenne, weswegen ich bei Szenarien, in denen man irgenwie andere mit einbeziehen sollte bei irgendwas, nie verstanden habe, warum man sich um die Standpunkte anderer Leute kümmern sollte.

Hatet mich oder so :pardon:
Ich finde es sehr schade, wie der Unterricht bei euch aufgebaut war. Durch viele Lehrerwechsel habe ich unterschiedliche Perspektiven auch auf den Ethikunterricht kennengelernt und dadurch wurde es zu dem für mich wichtigsten Fach.

Ich finde deine Aussagen sehr interessant, weil es so klingt, als würde ethisches Denken Empathie vorraussetzen. Dort bin ich mir gar nicht so sicher, aber um das zu beantworten müssen wir erstmal klären, was Ethik ist.
Kurzgefasst geht es in der Ethik um das Hinterfragen der gesellschaftlich verbreiteten Nomen und Werte und durch Tradition verbreitete Moral.
Oder auch einfach gesagt "Wie soll ich leben? Was ist gut? Wie gelingt mir ein gelungenes Leben?".
Wenn man also nur die Definition von Ethik betrachtet, grenzt diese gar nicht ein, was ethisch gut sein soll für wen.
Heißt man kann ethische Urteile auch nach reinem Egoismus bewerten und sich überlegen, welche Normen und Werte für einen persönlich Vorteile bringen.
Generell sind Normen ja nur Sätze, die zu einem bestimmten Wert führen. So könnte theoretisch der Wert "Eigenschutz" mit der Norm "Ich bleibe distanziert vor meinen Mitmenschen, damit ich so nicht verletzt werden kann" effektiv sein und so z.B. nach Jeremy Bentham (Jurist, Philosoph und Sozialreformer) bezüglich seiner Nützlichkeit ethisch korrekt sein.

Bei mir sieht das mit der Empathie genau anderst herum als bei dir aus. Ich denke an erster Stelle an meine Mitmenschen und Stelle das Wohl der Allgemeinheit über mein eigenes. Deswegen sehe ich mich aber nicht als "besser" an, die Denkweise schadet mir eher öfters.
 
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Bei mir sieht das mit der Empathie genau anderst herum als bei dir aus. Ich denke an erster Stelle an meine Mitmenschen und Stelle das Wohl der Allgemeinheit über mein eigenes. Deswegen sehe ich mich aber nicht als "besser" an, die Denkweise schadet mir eher öfters.
dito.

Ich finde deine Aussagen sehr interessant, weil es so klingt, als würde ethisches Denken Empathie vorraussetzen.
ich glaube, für sie dürfte ethik in der oberstufe so wirklich intéressant werden, weil es ab da mehr und mehr um philosophische formeln geht, mit der moral weniger ein bauchgefühl, sondern ein mit unterschiedlichen ansätzen und ergebnissen (eindeutigkeit exisitert in geisteswissenschaften nunmal nicht) logisch begründbares entscheidungsinstrument wird, für das weniger réales hineinversetzen in die situation notwendig ist, als mehr argumentationsfähigkeit, analyse und abwägen von werten. kantianische pflichtethik etwa hat nicht viel mit bauchgefühl zu thun und auch nicht zwangsläufig mit empathie, sondern eher mit dem zusammenbringen und abwägen von vollkommenen und unvollkommenen pflichten, und eben mit textverständniß und logik.
 
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War das schon immer so bei dir oder hat sich da über die Jahre etwas verändert?
Soweit ich mich erinnern kann, war es schon immer so. Mir ist allerdings erst vor ein paar Jahren aufgefallen, dass das nicht normal ist.
Hast du Geschwister? Wäre es dir bei ihnen auch egal, wenn ihnen etwas zustöße (oder deinen Eltern?)?
Zweimal ja.
der hauptgrund, den ich da sehe, ist aber ehrlichkeit, da ich annehme, daß du, weil du entsprechend keinen grund dazu hast, andere nicht aus höflichkeit oder sorge anlügst, was eine eigenschaft ist, für die ich mein:e partner:in und meinen vater bewundere und mich für das fehlen dieser eigenschaft verachte; und daß du das auch auf deine thaten erstreckst, also tust, was dir zum vortheil gereicht oder (im idéalfall) utilitaristisch betrachtet zur allgemeinen verbessung ohne rücksicht auf die irrationnalité anderer beiträgt.
Ich kann darin, ähnlich wie @Sparktr schreibt, auch Vorteile erkennen, stelle mir den täglichen, zwischenmenschlichen Kontakt allerdings als sehr schwierig vor.
Ich dachte mir immer, dass auch andere Menschen nur wegen sozialen Normen oder ähnlichem Empathie vortäuschen würden. Deswegen bin ich halbwegs gut darin geworden, "so zu tun als ob" wenn ich will/soll. Daher schränkt mich das jetzt nicht wirklich im Alltag ein.
Bist du dann manchmal von "Gefühlskram" genervt?
Was genau meinst du damit?
andererseits fehlen dir so anscheinend enge emotionale bindungen zu anderen menschen, da du diese wohl nicht aufbauen kannst.
Ja.
auch das muß nicht zwingend schlecht sein, wenn du das nicht brauchst, was mich aber wundern würde, wessen logische conséquence nun wieder etwas besorgt.
Ich brauche irgendwie schon Bindungen zu anderen Menschen, da ich es mag, anderen Dinge zu erzählen oder ihnen zuzuhören.
Ich finde deine Aussagen sehr interessant, weil es so klingt, als würde ethisches Denken Empathie vorraussetzen.
Das finde ich nicht. Moralische Dilemma und ähnliches sind eigentlich nur ein kleiner Teil von Ethik, der bei uns aus irgendeinem Grund sehr aufgebläht wurde. Wenn wir etwas anderes als Thema haben, ist Ethik bei meinen Lieblingsfächern, da wir einen sehr guten Lehrer haben und der Unterricht ziemlich interessant ist (Siehe hier)
ich glaube, für sie dürfte ethik in der oberstufe so wirklich intéressant werden, weil es ab da mehr und mehr um philosophische formeln geht, mit der moral weniger ein bauchgefühl, sondern ein mit unterschiedlichen ansätzen und ergebnissen (eindeutigkeit exisitert in geisteswissenschaften nunmal nicht) logisch begründbares entscheidungsinstrument wird, für das weniger réales hineinversetzen in die situation notwendig ist, als mehr argumentationsfähigkeit, analyse und abwägen von werten. kantianische pflichtethik etwa hat nicht viel mit bauchgefühl zu thun und auch nicht zwangsläufig mit empathie, sondern eher mit dem zusammenbringen und abwägen von vollkommenen und unvollkommenen pflichten, und eben mit textverständniß und logik.
Stimmt.

Uff, das ist lang geworden...
 
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Ich habe angefangen einen Berg zu formen, fürs Bauevent. Habe aber leider ab Montag Klausurenphase, also denke nicht, dass ich fertig werde... Abitur geht vor.
 
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Bist du dann manchmal von "Gefühlskram" genervt?
"Was genau meinst du damit?"

Ich meine damit, wenn Menschen in deiner Nähe zu Gefühlsduseleien neigen, z.B., weil sie gerade verliebt sind oder die "Klassiker" zu Weihnachten (v.a. bei Älteren) oder Hochzeiten etc.

Ich kann mich noch erinnern, dass ich zumindest manchmal etwas genervt war, wenn meine Freunde nur noch Augen und Aufmerksamkeit für ihren Schwarm hatten und "normale" Gespräche zeitweise eben nicht mehr möglich waren. Da wurde geknutscht, Verabredungen abgesagt usw., weil plötzlich die Prioritäten anders gesetzt wurden als vorher. Alles verständlich, wenn man verknallt ist und hofft, es wird "die große Liebe".
Kennst du solche Situationen und wie gehst du damit um?
 
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