Ich glaube, ich habe hier seit Jahren nichts mehr geschrieben, aber schon lange geht mir durch den Kopf, dass ich irgendwann die Neu-Shana- Archive öffnen und einen repräsentativen Teil der über 2.500 Screenshots freigeben wollte, die seit August 2014 entstanden sind.
Die ganz alten Hasen erinnern sich vielleicht noch, wie damals alles angefangen hat. Eine relativ lose, zusammengewürfelte Truppe des schon lange geschlossenen Minecraft.de- Servers "Shana" fand sich vor knapp zehn Jahren hier zusammen, um die Idee eines 25- Personen- Zonenverbundes mit gemeinsamem Lager zu testen. In diesem Zusammenhang beanspruchten wir zunächst einmal wahllos Land in bester Lage direkt westlich vom Spawn und nutzten dafür allerlei Zweit- und Drittaccounts, die damals noch erlaubt waren. Projektideen gab es zuhauf, aber keiner hatte wirklich Lust, sie umzusetzen und so beschränkte sich unsere Fachabteilung für Redstone und Farmbau in der ersten Phase darauf, Material ohne Sinn und Verstand heranzuschaffen und ansonsten allen anderen Spielern gehörig auf den Zeiger zu gehen.
Gleichzeitig weckte die große Fläche jungfräulichen Neu- Shana- Territoriums in schönster Premium- Lage direkt am Spawn Begehrlichkeiten bei dem Teil der wuseligen Spielerschaft, der zu spät gekommen war, um sich das Gelände zu sichern. Während
@TMD auf einer kleinen Zone im Süden des Verbunds anfing, das zu bauen, was später einmal zum Großprojekt Sanktuarium werden sollte, im Norden
@Alktellumaion seine Burg zimmerte,
@fuechsle sein Schloss erträumte und die übrigen Spieler dekorativ dabeistanden, war die Mitte Neu- Shanas bedenklich leer. Gemeinsam mit
@BlackHole war ich mir nach einigem Herumbrüten über dem Problem deshalb schnell eilig: es musste ein Alibi- Pseudo- Projekt her, um unseren Kritikern das Maul zu stopfen.
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Ich hatte auf einem privaten Testserver zwischen 2012 und 2014 angefangen, verschiedene Stile für größere Gebäude auszuprobieren, von denen eines als mein privates Wohnhaus gedacht war. Ich bin wahrscheinlich bis heute ein eher klobiger Architekt, aber das ständige Genörgel von TMD und die kreative Detailverliebtheit des Shana- Spielers Nagal, der uns schon damals immer wieder mit neuen Ideen beeindruckte, färbten auch ein wenig auf mich ab und beeinflussten meinen Baustil hier und da. So entstand im Zentrum Neu- Shanas dann das schneeweiße ringförmige Gebäude, das uns fortan als nicht ganz ernst gemeinte Regierungszentrale dienen sollte: die "Serverkanzlei" war geboren.
"Schneeweiß" ist in diesem Zusammenhang durchaus wörtlich gemeint. Hochwertiges Quarz war rar und bei allen begehrt; der gemeinsame Vorrat oft binnen Stunden aufgebraucht, wenn mal jemand eine Kiste aus dem Nether geholt hatte. Bekloppt wie wir waren, wollten wir uns aber auch nicht mit dem zweitbesten zufriedengeben. So wurden die Quarzvorräte de facto privatisiert und ich verbrachte fortan nicht nur einige wenige Winterabende 2014 in der Unterwelt, um den Stoff heranzuschaffen, aus dem Bauträume gemacht werden. Bis April 2015 modernisierte ich die im Sommer 2014 in nur zwei Tagen schnell hochgezogene Kanzlei mit Hilfe von Nieke, Maexs und auch Alktellumaion grundlegend, richtete Büros und Gemeinschaftsräume ein und schaffte einen der damals noch wertvollen Beacons heran, nachdem mir TMD den ersten geklaut hatte und bis heute behauptet, es wäre seiner gewesen.
Damit war das besagte Alibi- Projekt im Frühjahr 2015 für immer fertig...oder auch nicht.
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Neu-Shana war nicht der einzige Spielerverband auf UW. Gilden und Clans schossen wie Pilze aus dem Boden, handelten miteinander und bekämpften sich mehr oder weniger häufig. Von Territorialverbänden wie der Republik der Südlande bis hin zu eher karnevalesken Versammlungen wie der Gilde Anima Draconis kannten und
bewunderten mochten uns alle. Der Spieler EightOfNine, ein 14- jähriger Admiral aus den Tiefen des Internets erklärte uns einmal sogar den Krieg, was sich aber glücklicherweise am Verhandlungstisch bei Kaffee, Kuchen und Kindersekt kurzfristig lösen ließ. Im September 2015 entschied ich mich, unsere Außenbeziehungen auch räumlich abzubilden und baute das sog. "Gebäude B" relativ spontan direkt an das Kanzlei- Haupthaus an.
Diabolisch wie ich war, lud ich sogleich unsere Projektpartner ein, Botschaften im neuen Gebäude einzurichten, damit ich es selbst nicht tun musste. In der mit Glas überdachten Mitte des neuen Bauabschnitts steht seit damals der "Erquy"- Brunnen. Es handelt sich hierbei um einen Brunnen, der 2012 im Norden Shanas auf dem Hauptplatz des gleichnamigen Stadtprojekts stand und den ich materiell leicht angepasst nun in den Innenraum versetzte, weil ich ihn einfach schon immer haben wollte, ohne den Erbauer um Erlaubnis fragen zu müssen. Im Andenken an unsere alte Minecraft- Heimat wurden auch andere Gebäudeteile entsprechend benannt. Beispielhaft genannt seien hier der nach der Shana- Communitystadt "Vinyamar" benannte Saal im Haupthaus- Erdgeschoss oder der Subvolare- Balkon, der seinen Namen von TMDs alter schwebender Stadt an der Ringstraße entlehnt.
Und damit war das Projekt dann auch für immer abgeschlossen. Wobei...
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Nur ein paar Tage nach Abschluss des Botschafts-Gebäudes fiel mir ein, dass wir mit dem Spieler realcube schon lange einen eher zufällig zu Neu- Shana gekommenen Gast in unserem Verband hatten, den wir wieder loswerden wollten. Er hatte in der Kanzlei ein kleines Büro im Obergeschoss des Hauptgebäudes und ich wusste, dass er sich gerne laut und lange über Kleinigkeiten aufregen kann. Drum pflanzte ich ihm kurzerhand das neue, zweistöckige Gästehaus direkt vors Fenster und versperrte ihm so die Sicht auf das rechts im Bild befindliche Schloss von fuechsle. Das Manöver verfehlte seine Wirkung nicht. realcube verließ die Kolonie kurz darauf und nebenbei freuten sich einige der Spieler, die uns regelmäßig besuchten, über ihre neu gewonnenen Gästezimmer mit Schlossblick. Und damit war das Projekt...ach lassen wir das.
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Es dauerte nicht lange, da zeichnete sich ab, dass die als Pseudo- Projekt gestartete Kanzlei sich mehr und mehr zum Gebäudekomplex entwickeln würde. Während TMD im Süden Neu- Shanas türkis immer noch für die Modefarbe des Jahres hielt, wollte mein langjähriger Wegbegleiter
@Raikou20 unbedingt dieses Observatorium haben, das er in der Werbung gesehen hatte. Weil Quarz mittlerweile kein Problem mehr war und Astronomie eine alte Liebe von mir ist, entschieden wir uns kurzerhand, es als Wissenschaftsabteilung einfach in die Kanzlei zu integrieren. Ein Teleskop und eine kleine Ausstellung waren schnell entworfen und als kleines Highlight bauten wir den Großen Wagen aus damals sehr teuren Nethersternen nach, wofür mich nicht wenige meiner Mitspieler für unrettbar bescheuert und völlig bekloppt erklärten.
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Tja, und dann kam es, wie es kommen musste. Das bis dahin selbstverständlich endgültig und unwiderruflich abgeschlossene Projekt wurde zu klein. Anfangs richtete ich im Hauptgebäude eine kleine Bibliothek einschließlich Bücherausstellung ein, doch mit der Zeit sorgte diese verdammte Pressefreiheit dafür, das immer mehr tiefgründige Literatur und aufdringliche Werbepost gleichermaßen unseren Briefkasten verstopfte. In einer verkaterten Silvesternacht 2015 kam mir daher die Idee: eine neue Bibliothek muss her- und anders als die ersten vier Gebäude sollte sich die nicht mehr in der Talsenke, in der das Ensemble steht, wegducken, sondern ein Statement setzen. Das Bild zeigt den Baufortschritt Anfang Januar 2016. Aufmerksamen Beobachtern wird nicht entgangen sein, dass das Gästehaus die Seiten gewechselt hat. Dies wurde notwendig, da parallel zum Kanzleiausbau oben darunter das neue Neu- Shana- Zentrallager entstand, dessen Mittelpunkt sich dort befand, wo im Bild der rote Beacon durch den Pavillon schießt. Im Zuge dessen begangen wir, ober- und unterirdische Strukturen miteinander zu verbinden. Wasseraufzüge, Treppenzugänge, eine Bahnstrecke und Zwischenräume, die später zum Kanzleikeller mit Weinfässern und Zentralheizung ausgebaut wurden, nahmen damals ihren Anfang. Zu dieser Zeit etwa entstand durch TMD auch das grün bedachte Gebäude der Neu- Shana Handelsgesellschaft, von wo aus mehr als einmal Märkte gecrasht wurden, allen voran der für Mending- Bücher.
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Ich wollte immer schon einen Leuchtturm haben und Anfang 2016 war es endlich soweit. Nach einigem Hin und Her auf dem Testserver hatte ich ein halbwegs verwertbares, 110 Block hohes Design, das für die geplante Bibliothek kurze Zeit später schon wieder zu klein war. Machte aber nichts, denn Balustraden aus Ambossen machen auch so genug her. Mittlerweile hatte sich das Projekt in einer Weise verselbstständigt, dass ich zwischenzeitlich nicht mehr sicher war, ob sich der Komplex allmählich zu einem unfreiwilligen Stadtprojekt auswächst oder ob ich es nochmal eingefangen kriege. Mir wurde klar: das Projekt braucht einen perspektivischen Abschluss, doch schon kam es zum nächsten unerwarteten Problem.
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Seit Anbeginn Neu- Shanas sollten wir einen Haltepunkt für die Nordwest- Serverbahn bekommen (links im Bild), doch niemand war fähig, einen zu bauen. Alle Anläufe mündeten in Versuchen, jeweils anderen Personen die Verantwortung für den Bau abzuschieben- natürlich nicht, ohne vorher ausführlich Ansprüche zu formulieren, wie das Ding dann aber auch auszusehen hätte und was es können muss. In einer Nacht- und Nebelaktion zerschlug dann eine kleine Arbeitsgruppe um TMD, fuechsle und mich den Gordischen Knoten und entschied, dass wir sämtliche Pläne kurzerhand über den Haufen werfen und einfach alles anders machen.
Der aufwändig geplante organische Kurvenverlauf von Nord nach West wurde mit chirurgischer Präzision durch einen schnöden Nord- West- Knick ersetzt und der geplante Bahnhof (vorne im Bild) soweit nach Süden verlegt, dass man ihn in problemlos in den Kanzleikomplex mit direktem Zugang zum Zentrallager integrieren konnte. Auf dem alten Testserver hatte ich noch einen Entwurf für ein Rathaus, das kurzerhand zur Bahnstation umfunktioniert und mit Hilfe von
@Morock, Nieke und TMD eingerichtet sowie mit den zwei Privatbahnen verbunden wurde, sodass wir in Summe einen sechsgleisigen Hauptbahnhof bekamen.
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Und damit war das Projekt im Kern tatsächlich abgeschlossen...wobei, nicht ganz. Zwar war es durch die Begrenzung durch den natürlichen Fluss im Süden und Westen sowie durch die Serverbahn im Norden und Osten nun tatsächlich nicht mehr möglich, das Projekt noch sinnvoll zu erweitern, es stand aber noch jede Menge Feinschliff zur Debatte. Gemeinsam mit Nieke ersetzten wir die von Vidarion gebaute Ziegelbrücke der Serverbahn durch ein neues Modell mit darunterliegendem Fußweg; es entstand im April 2016 auf Empfehlung von TMD eine umfassende Gartenanlage um den Gebäudekomplex; der Keller wurde voll ausgebaut und immer wieder wurden Details weiterentwickelt.
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So bekamen die beiden Hauptgebäude 2020 architektonisch weiterentwickelte Dächer (hier noch nicht im Bild), neue Materialien wurden gelegentlich zur Akzentuierung in die bestehende Bausubstanz integriert, es wurden mit dem Kommen und Gehen von Neu- Shanasianern Büros umgebaut und im Untergrund wucherten Lager, Sprintgänge und Bahnstrecken in immer größerem Umfang.
Nach Abschluss des Kanzlei- Projekts entstand zwischen 2017 und 2020 südlich des Ensembles das zweite klassizistische Großprojekt rund um die Neu- Shana- Oper. Kurz danach wurde mit tatkräftiger Unterstützung von
@Hexodon westlich davon das Naturhistorische Museum Neu-Shana realisiert. Dass zwischendrin unter Federführung von
@Jumperizzle der schwebende Steampunk- Hafen "Askendros" in die Luft gesetzt wurde, von dem aus die meisten Fotos hier gemacht wurden...geschenkt. Und das ist nun tatsächlich, fast 10 Jahre später, das Endergebnis.
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Wenn ich so zurückblicke, dann fallen mir gleich mehrere Kuriositäten zu diesen Projekten ein. Zum einen ist das Zentrum Neu- Shanas irgendwann an der Weststraße mit TMDs Sanktuarium- Projekt zusammengewachsen. Zum anderen beruhen die meisten realisierten Gebäude im Kern auf Entwürfen, die bereits 2011 - 2013 entstanden sind und auf Shana in einem einzigen, über 400 Block breiten Schlosskomplex umgesetzt werden sollten, wozu es aber nie kam.
Das Verrückteste ist aber tatsächlich, dass dieser Projektverlauf, der mit dem auf dem letzten Bild fast schon unscheinbaren Kanzlei- Hauptgebäude begann, so nie geplant war. Es kam viel mehr eins zum anderen, eine Idee führte zur nächsten. Und genau das ist für mich das Kernelement, das aus Minecraft Minecraft macht.
Noch immer schwirren mir Dutzende Gedanken durch den Kopf, wenn ich die Zonen heute sehe. Da sind immer noch unberührte Flecken, nicht ganz durchdachte Wege, angefangene Gebäude oder nicht zu Ende umgeformte Landschaften. Da sind Konzepte für weitere Luftschiffe, Ausstellungen und Bahnlinien, die nie das Entwurfsstadium verlassen haben. Da sind Bauansätze von Spielern, die längst nicht mehr aktiv sind. Und da sind die vielen Hundert Stunden Spielspaß mit allerlei Leuten, von denen mir viele im vergangenen Jahrzehnt persönlich begegnet sind.
Für mich waren diese 10 Jahre Fortschritt. Für UW, für Minecraft und für mich. Als Spieler und als Mensch.