Diesmal geht es beim Blick hinter die Kulissen um das Minecraft-Buch, das ohne Unlimitedworld nicht existieren würde.
Einige von euch wissen vielleicht, dass ich nicht nur Serverteam-Mitglied, Schreiber vieler Forenbeiträge, Verfasser des UW-Wikis, ehemaliger Mitübersetzer des Spiels (bis 2020), ehemaliger Minecraft-Wiki-OberAdmin ("Bürokrat" bis 2018) und Gründer des Minecraft-Technik-Wikis bin, sondern auch Buchautor. Vor einigen Jahren erschien im Rheinwerk Verlag mein "Commander", ein Blick hinter die Kulissen der Minecraft-Technik, das wir hier mit einem Event gefeiert haben. Das Buch ist lange vergriffen, aber seit kurzem gibt es im Rheinwerk Verlag von mir ein neues Werk: Die 5. Auflage von "Dein Survival-Buch". Wie es dazu kam und wie aufwendig so eine Sachbuchproduktion ist, zeigt euch dieser Artikel.
Das erste Survival-Buch erschien 2016, damals noch als "Survival-Guide", und war geschrieben von Richard Eisenmenger, einem Computerspielprofi, Fachmagazinautor und Minecraft-Fan der ersten Stunde. Sein Handbuch zum Survivalspiel beschrieb damals die Version 1.9 und war von Anfang an erfolgreich. In den Folgejahren gab es weitere Auflagen, die er an die neuen Minecraft-Versionen anpasste, zuletzt an die Version 1.15. Leider ist Richard Eisenmenger letztes Jahr verstorben. Da er sich gewünscht hatte, dass seine Bücher weitergeführt werden, suchte der Rheinwerk Verlag Ersatz und wandte sich im Herbst 2021 auch an mich. Den Verlag hatte ich 2016 über Unlimitedworld kennengelernt.
Damit habe ich den ersten und oft schwierigsten Schritt bei einer Buchproduktion übersprungen. Ohne den Kontakt über Unlimitedworld hätte ich die Bücher nie geschrieben. Denn normalerweise steht am Anfang die schwierige Suche nach einem Verlag. Um Verlage von einer Idee zu überzeugen, braucht der Autor ein ...
1. Konzept
Zum Konzept gehört eine Beschreibung des geplanten Inhalts, eine Gliederung/ Inhaltsverzeichnis und eine Abschätzung von Umfang und Marktchancen. Damit wendet sich der Autor an einen passenden Verlag. Für Minecraft-Sachbücher ist der Rheinwerk Verlag ideal, immerhin ist er Deutschlands führender Fachverlag für digitale Themen wie Design, Fotografie und Computing und hat schon einige Minecraftbücher produziert.
Ansprechpartner für neue Autoren ist in einem Verlag das sogenannte Lektorat. Diese Abteilung ist für die Prüfung von Texten zuständig und begleitet Buchprojekte vom ersten Kontakt mit dem Autor bis zur Veröffentlichung. Die Lektorin prüft das Konzept, ob es zum Verlag passt und Aussichten auf Erfolg hat. Bei grundsätzlichem Interesse kann die Lektorin den Autor um Anpassungen, Kürzungen oder Erweiterungen bitten, bis das Konzept perfekt zum Verlagsangebot passt, der Inhalt interessant genug erscheint und sich das Buch im geplanten Umfang wirtschaftlich produzieren lässt.
In meinem Fall wurde dieser Schritt übersprungen, weil das Survival-Buch bereits in Vorauflagen beim Rheinwerk Verlag existierte und damit das Konzept feststand. Meine Aufgabe sollte darin bestehen, das vorhandene Buch zu aktualisieren und innerhalb eines Jahres an die zu diesem Zeitpunkt neueste Minecraft-Version 1.18 anzupassen. Das erschien mir zeitlich machbar.
2. Entscheidung
Das fertige Konzept stellt die Lektorin auf ihrer nächsten Verlagskonferenz vor, wo es von verschiedenen Abteilungen und der Geschäftsleitung diskutiert wird. Dabei wird aus den zu erwartenden Verkaufszahlen die Auflagenhöhe abgeleitet. Normalerweise wird dann auch die Aufmachung des Buches festgelegt, d. h. das Format, das Papier, Schwarzweiß- oder Farbdruck, die Einbandart und der Seitenumfang. In meinem Fall stand das alles bereits fest. Aus Auflage und Aufmachung ergeben sich die Herstellungskosten, die in die Kostenkalkulation einfließen, um den Verkaufspreis zu ermitteln. Geht der Verlag nach seinen Berechnungen von einem wirtschaftlichen Erfolg aus, geht es weiter mit dem ...
3. Vertrag
Sind sich Verlag und Autor in allen Punkten einig, wird von beiden Seiten ein Vertrag unterschrieben, der die Bedingungen festhält. Der Autor verpflichtet sich, bis zu einem bestimmten Termin ein Manuskript mit einem bestimmten Umfang und dem vertraglich festgelegten Inhalt (laut Konzept) abzuliefern. Im Gegenzug verpflichtet sich der Verlag, das Manuskript als Buch und digital zu produzieren und zu vermarkten.
Im Vertrag wird für den Autor ein Honorar pro verkauftes Exemplar festgelegt. Allerdings ist der Autorenanteil am endgültigen Verkaufspreis ziemlich gering, den größten Anteil bekommt der Buchhandel. Weitere Anteile gehen an die Druckerei, die Zwischenhändler, den Verlag selbst sowie freiberufliche Dienstleister wie Fachgutachter und Sprachkorrektorin. In meinem Fall wird der Autorenanteil noch mit den Hinterbliebenen von Richard Eisenmenger geteilt, denn das Buch war seine Idee und sein Text war die Grundlage für meine Arbeit.
Leben können vom Bücherschreiben nur fleißige Dauerschreiber, bekannte Prominente oder Bestsellerautoren. Den normalen Sachbuchautoren geht es aber auch gar nicht ums Geld. Sie möchten vor allem ihr Expertenwissen weitergeben und schreiben ihre Bücher in ihrer Freizeit.
4. Manuskript
Mit eben jenem Expertenwissen begann ich mit der Überarbeitung. Ich bekam vom Verlag das Originalmanuskript der 4. Auflage mit allen Abbildungen. Das Manuskript wird in Word geschrieben (jedes Kapitel eine eigene Datei). Für die Formatierung stellt der Verlag spezielle Word-Makros zur Verfügung. Dazu gibt es einen Style-Guide, der u. a. vorschreibt, wie Überschriften, Bilder und Indexeinträge zu behandeln sind und wie der Text allgemein zu gestalten ist. Es dauerte ein paar Tage, bis ich mich in alles eingearbeitet hatte.
Abbildungen werden im Manuskript an passender Stelle mit einem Link auf einen Ordner referenziert und nicht formatiert, d. h. der Autor nimmt kein Layout vor. Daraus ergibt sich ein Problem mit der Abschätzung des Umfangs, denn Word zeigt jedes Bild entweder als Link oder in maximaler Größe an, auch wenn es später klein neben dem Text stehen soll. In meinem Fall war die Abschätzung des Umfangs besonders schwierig, weil der Text, den ich ergänzen sollte, bereits ein ganzes Buch gefüllt hat. Ich musste also den alten Text kürzen, um neuen hinzufügen zu können. Immerhin hatte ich dazu genug Zeit.
Allerdings kennen wir alle das Phänomen, dass man größere Aufgaben gerne vor sich her schiebt. Wer schon mal einen Aufsatz oder eine Semesterarbeit zu einem bestimmten Termin abliefern musste, weiß wovon ich rede. Der Verlag weiß das auch, daher gibt es vertraglich vereinbarte …
5. Zwischenabgaben
Die ersten drei Kapitel muss der Autor dem Verlag zu vertraglich festgelegten, frühzeitigen Terminen vorlegen. Damit kann der Verlag nicht nur die Termintreue des Autors abschätzen, sondern auch gleich zu Anfang prüfen, ob formal alles so aussieht, wie es sein soll. Bei mir war alles in Ordnung. Ich kam anfangs gut voran und hatte im letzten Herbst und Winter auch genug Zeit, um mit den Zwischenabgaben rechtzeitig fertigzuwerden.
Doch kurz danach stockte mein Schreibfluss. Im Mittelteil kam ich nicht mehr weiter, weil ich deutlich mehr neue Inhalte hinzufügen musste, als ursprünglich gedacht. Korallenriffe, Nether-Update, neue Höhlenbiome – all das fehlte noch. Die Kapitel sollen ungefähr gleich lang sein, doch durch meine Ergänzungen wurden einige Kapitel zu lang. Ich musste sie trennen und ein Zusatzkapitel einfügen. Damit danach noch alles logisch zusammenpasste, waren weitere Umstellungen nötig, die ich in Absprache mit der Lektorin vornahm.
Die Ausarbeitung der neuen Kapitelstruktur hat eine ganze Woche gedauert. Danach konnte ich aber immer noch nicht weiterschreiben, denn ich musste das Umfangproblem grundsätzlich ansprechen. Mittlerweile war mir klar, dass ich so viele Minecraft-Elemente nachzutragen hatte, dass das Buch aus allen Nähten platzen würde, wenn ich wie bisher auch noch die ganzen Rezepte dazu abbilden würde. Zum Glück gibt es in Minecraft seit einiger Zeit das Ingame-Rezeptbuch. Daher entschied ich mich zusammen mit dem Verlag, die bisher vorhandenen Rezept-Abbildungen wegzulassen, was auf einen Schlag 50 Seiten einsparte, die ich dringend brauchte.
Die zweite Entscheidung betraf die Referenz. Dieses letzte Kapitel des Buches hatte bisher einen Umfang von 90 Seiten und beschrieb viele Blöcke und Gegenstände – allerdings längst nicht alle, wie ich zuerst dachte. Man könnte über ein paar Lücken hinwegsehen, aber es fehlten über 100 Blöcke und Gegenstände, darunter sämtliche Pflanzen, und wichtige Dinge wie Grundgestein, Lagerfeuer, Lohenstaub, Bogen und viele mehr. Also sortierte ich sämtliche über 500 Blöcke und Gegenstände in sinnvolle Kategorien wie Steine, Nahrung und Werkzeuge und listete sie in Tabellenform auf. Durch die Tabellen schrumpfte die Referenz auf nur noch 50 Seiten bei gleichzeitiger, bisher nie dagewesener Vollständigkeit.
6. Verlagsvorschau
Während der Autor noch am Manuskript schreibt, veröffentlicht die Lektorin vorab die wichtigsten Produktinformationen des neuen Buches als Verlagsvorschau. Der entscheidende Vorteil eines Verlages – und auch seine Hauptaufgabe – ist die professionelle Verbreitung von Büchern. Ein Verlag legt die Produktionskosten vor (daher sein Name), trägt das entsprechende Risiko und bemüht sich deshalb besonders um den Erfolg des Buches. Neben hoher Qualität und guter Lesbarkeit zählen auch gute Vertriebswege und Händlerkontakte dazu – und im Fall des Rheinwerk Verlages auch der gute Ruf als bekannter Fachverlag.
Die Verlagsvorschau ist ein wichtiges Marketing-Instrument. Zu den Produktinformationen gehören Titel, Inhalt, Umfang, Autor, Liefertermin und internationale Standardbuchnummer (ISBN). Mit dieser Nummer wird das Buch in der Deutschen Nationalbibliothek (die nach dem Druck zwei Freiexemplare erhält) und in allen elektronischen Bestellsystemen der Buchhändler gelistet. So sind die Händler schon frühzeitig über kommende Neuerscheinungen informiert und können entsprechend vorbestellen.
7. Abgabe
Mit etwa 1.200 Arbeitsstunden hat mich das Manuskript (Text und Bilder) viel mehr Arbeit gekostet, als ich ursprünglich dachte. Doch schließlich war ich fertig. Dank der neuesten Minecraft-Snapshots hatte ich sogar schon die Version 1.19 mit ins Buch aufnehmen können. Aber weil im Manuskript alle Bilder maximiert sind, hatte ich kein richtiges Gefühl für den tatsächlichen Umfang. Ich hoffte, es würde passen.
Doch die Lektorin hatte eine schlechte Nachricht für mich: Ihr erstes Probelayout ergab, dass das Buch etwa 140 Seiten zu viel haben würde. Es half alles nichts: Um das Buch wirtschaftlich produzieren zu können, musste ich den Text und die Anzahl der Bilder stark kürzen. Ich war frustriert, denn ich wollte den Inhalt unbedingt erhalten. Es gab nur eine Lösung: Ich musste die Information komprimieren, d. h. große Teile des Eisenmenger-Textes, den ich bisher bewahrt hatte, neu schreiben und dabei deutlich kürzer formulieren. Das ist mir auch gelungen, aber es hat mich weitere 200 Arbeitsstunden gekostet.
Die Mühe hat sich gelohnt: In der alten Auflage hatte es aus Platzgründen viele inhaltliche Lücken gegeben. Zum Beispiel fehlten Ozeanruinen und Korallenriffe, der Dichte Wald, die neuen Arbeitsblöcke, das praktische Gerüst, die Bienenzucht, Endsiedlungen und Netherfestungen und vieles mehr. Außerdem natürlich die Updates 1.16 (Netherbiome), 1.17/1.18 (Berge- und Höhlenbiome) und 1.19 (antike Städte und Wärter). Hinzu kam, dass in den bisherigen Auflagen noch von der Pocket Edition gesprochen wurde, die mittlerweile längst Bedrock Edition heißt.
All das habe ich mit der Neuauflage geändert. Die 5. Auflage beschreibt jetzt erstmals wirklich alle Inhalte des Survivalspiels, alle Tiere, Monster, Biome, Bauwerke, Statuseffekte, Tränke, Verzauberungen und Redstone-Elemente und listet in der Referenz alle Survivalblöcke und -gegenstände auf. Ich denke, das ist für ein Minecraft-Buch einmalig.
Das ursprüngliche Werk von Richard Eisenmenger ist immer noch erkennbar, aber jetzt sind ca. 90 % des Buches von mir neu geschrieben und bebildert. Damit ist die 5. Auflage auch für Leser interessant, die bereits eine ältere Auflage besitzen, denn sie bekommen ein nahezu komplett neues Buch.
Als bleibende Erinnerung habe ich Richard Eisenmenger in der Einleitung zum Multiplayerkapitel mit einem kleinen Easteregg verewigt: Der dort erwähnte Spieler "Latubius" ist sein echter Minecraftname und das Bild zeigt seinen Skin. Außerdem habe ich ganz zum Schluss, nach dem Index des Buches, ein kleines Zitat von ihm untergebracht.
8. Fachgutachten
Für neue Sachbücher wird nach der endgültigen Abgabe des Manuskriptes ein Fachgutachten erstellt. Damit stellt der Verlag sicher, dass der Inhalt fachlich korrekt ist. Bei einer Neuauflage, wie beim Survival-Buch, war das für den Verlag nicht nötig, aber mein erstes Buch wurde damals von einem Fachgutachter gelesen – und zwar von Richard Eisenmenger. So hatte ich also vor einigen Jahren auch persönlichen Kontakt zu ihm.
Das Fachgutachten besteht aus Fragen und Anmerkungen, die in eine pdf-Version des Manuskriptes geschrieben werden.
Leser @maua1 hat zwar kein offizielles Fachgutachten erstellt, mir aber schon einige wertvolle, inhaltliche Hinweise und Korrekturen gegeben, die ich natürllich in die nächste Auflage einfließen lasse.
Nach Fertigstellung des Fachgutachtens geht der Autor alle Kommentare durch und passt sein Manuskript entsprechend an. Das kann durchaus noch mal größere Umstellungen bedeuten, wenn es der Verständlichkeit dient. Danach gibt der Verlag das Manuskript zur ...
9. Sprachkorrektur
Die Sprachkorrektorin liest das gesamte Werk von vorne bis hinten und achtet auf korrekte Rechtschreibung, Kommasetzung und sonstige sprachliche Fehler oder Unschönheiten. Im Überarbeitungsmodus schreibt sie Korrekturen und Kommentare direkt ins Manuskript. Anschließend arbeitet der Autor wieder alle Korrekturen und Kommentare ein, und zwar ebenfalls im Überarbeitungsmodus und mit Antwortkommentaren versehen.
Als letztes liest die Lektorin das fachlich und sprachlich fertige Manuskript. Sie schaut sich die Kommentare von Sprachkorrektorin und Autor an, um Missverständnisse auszuschließen, und klärt letzte Feinheiten bei der Formatierung.
Die Hauptaufgabe des Lektorats ist das Lesen, das bedeutet auch der Name dieser Abteilung. Genauer gesagt, sind Lektoren professionelle Gegenleser. Sie prüfen Texte auf inhaltliche Qualität, also auf Sprachstil und Verständlichkeit. In Sachbuchverlagen kennen sie sich auch in ihrem jeweiligen Fachthema gut aus. Meine Lektorin hatte bereits frühere Auflagen des Survival-Buches und andere Minecraftbücher des Verlages lektoriert und spielt auch das Spiel.
Es gibt aber auch freie Lektoren, die man als Autor beauftragen kann, damit sie ein Manuskript vorab prüfen und Verbesserungsvorschläge machen, bevor man es einem Verlag vorlegt.
10. Herstellung
Nachdem das Manuskript in allen Aspekten fertig ist, schlägt die Stunde der Herstellerin, die daraus eine digitale Druckvorlage herstellt. In Abstimmung mit dem Lektorat legt sie Layout (Seitengestaltung) und Typografie (Textgestaltung) fest und erschafft aus Text und Bildern ein Buch, das attraktiv aussieht und angenehm lesbar ist. Sie wählt gut lesbare Schriftarten für alle Formatierungen, die der Autor vorgesehen hat, verkleinert die Bilder, setzt sie an die passenden Stellen und fügt grafische Elemente wie Rahmen und Kästen hinzu. Sie achtet auch darauf, dass keine "Hurenkinder" und "Schusterjungen" entstehen. Das sind letzte oder erste Worte eines Absatzes, die einsam auf einer Seite stehen würden. Schließlich ergänzt sie das Buch um Titelseite, Impressum, Inhaltsverzeichnis und Index und im Fall des Survival-Buches auch um ein Poster mit den wichtigsten Minecraft-Rezepten.
Das Ergebnis heißt "Satzfahne", ein Begriff aus einer Zeit, als Texte noch aus einzelnen Bleibuchstaben zusammengesetzt und beim Probedruck mehrere Seiten auf eine große Papierfahne gedruckt wurden. Heutzutage ist die Satzfahne eine hochauflösende pdf-Datei in Verlagsqualität.
Die erste Satzfahne wird von Autor, Lektorin und Herstellerin sehr genau geprüft. Der Autor erhält zum ersten Mal einen Eindruck, wie sein fertiges Buch aussehen wird. Er prüft, ob alle Bilder und Texte an der richtigen Position stehen und hat die letzte Gelegenheit für kleine Änderungen, die ihm erst in dieser Ansicht auffallen. Die Lektorin achtet vor allem auf formale Ansprüche an das Aussehen, und die Herstellerin prüft, ob sie technisch alles richtig gemacht hat, z. B. die Tabellenformatierungen.
Alle Kommentare und Änderungen gehen zurück an die Herstellerin, die daraus die verbesserte zweite Satzfahne erstellt. Danach prüfen alle Beteiligten, ob ihre Hinweise richtig eingearbeitet wurden. Die Lektorin achtet außerdem jetzt, wenn sich kein Text mehr verschiebt, auf falsch oder unschön automatisch getrennte Wörter.
Wieder arbeitet die Herstellerin alle Anmerkungen ein und erstellt die dritte Satzfahne. Diese ist normalerweise endgültig, außer bei der abschließenden Prüfung fällt doch noch ein Fehler auf. Damit ist der Innenteil des Buches druckfertig, es fehlt aber noch der ...
11. Einband
Der erste Eindruck eines Buches ist sein Cover. Hat man das Buch in die Hand genommen, schaut man als nächstes auf die Rückseite (Backcover). Deshalb muss der Einband so gestaltet sein, dass man auf einen Blick erkennt, worum es geht und welchen Gewinn man als Leserin und Leser von dem Buch hat.
Cover und Backcover gestaltet eine Grafikerin in Abstimmung mit Lektorat und Autor. Für das Survival-Buch hat die Grafikerin einen Waldläufer in wilder Natur gezeichnet, ein Schädel betont den Überlebensaspekt. Sogenannte "Störer" – grafische Elemente, die Aufmerksamkeit erregen – weisen auf das enthaltene Poster, die 5. Auflage und auf die vollständige Überarbeitung des Inhalts hin.
Das Backcover zeigt einige Bilder aus dem Buch, die auf einen Blick deutlich machen, dass es um Minecraft geht, und dass das Buch auf dem neuesten Stand ist. Der Text auf dem Backcover fasst den Inhalt des Buches zusammen und spricht die vielfältige Zielgruppe an.
12. Druck
Die fertige Satzfahne und der Einband werden als hochauflösende pdf-Dateien (Druckvorlage) an die Druckerei geschickt. Das Survival-Buch wird in Deutschland gedruckt, bei mediaprint solutions in Paderborn, einer modernen Druckerei mit höchsten Qualitätsansprüchen.
Gedruckt wird im Vierfarb-Offset-Verfahren. Dazu wird für jeweils 8 oder 16 Seiten und für jede Farbe getrennt eine eigene Druckplatte aus Aluminium hergestellt, die mit einem Laser belichtet wird. Für das Survival-Buch sind das 116 Druckplatten. Durch die Zusammenfassung von 8 oder 16 Seiten ergeben sich bei Büchern am Schluss oft leere Seiten ("für Ihre Notizen") oder sie werden mit Verlagswerbung gefüllt.
Beim Druckvorgang wird die Farbe von den Druckplatten über Gummiwalzen auf das Papier übertragen (Offset = Übertragung), was für eine gleichbleibende Qualität bei allen Exemplaren sorgt, denn die Druckplatten nutzen sich dabei nicht ab. Bei den heutigen Druckverfahren sind auch mit der Lupe keine Rasterpunkte mehr zu erkennen. Die Druckplatten können nur einmal verwendet werden und werden danach recycelt.
Die bei mediaprint solutions eingesetzten Druckmaschinen vom Typ "Speedmaster" stammen von der Firma Heidelberg, dem Markt- und Technologieführer bei Bogenoffsetmaschinen.
Die bedruckten Papierbögen werden anschließend in der Druckerei gefaltet, beschnitten und mit dem vorher gedruckten Einband zum fertigen Buch verklebt.
13. Auslieferung
Von der Druckerei in Paderborn gehen die Paletten mit den fertigen Büchern zur Firma VVA-Arvato Media GmbH in Gütersloh, die zur Bertelsmann-Guppe gehört. VVA ist eine sogenannte Verlagsauslieferung mit jahrzehntelanger Erfahrung im Logistikgeschäft. Über riesige Hochregallager werden Bücher, Zeitschriften, Kalender, CDs, DVDs und Spielwaren für über 200 Verlage und Hersteller an den Handel und direkt an Endkunden ausgeliefert. Die Bestellungen vom Rheinwerk-Webshop, von Buchhändlern, von Amazon und von anderen Plattformen gehen direkt an VVA und gelangen von dort zur Auslieferung. Das läuft hochprofessionell und effizent ab, alles wird elektronisch verwaltet und im Lager automatisiert transportiert. Die weltweit agierende Logistikfirma SSI Schäfer hat für VVA ein futuristisches 3D-Matrix-Hochregallager errichtet, bei dem jeder Arbeitsplatz zum Zusammenstellen der Kommissionen (= Bestellungen) über Shuttle-Roboter, Lifte und bewegliche Arbeitsplattformen Zugriff auf das ganze Lager in alle Richtungen hat.
14. Lesen, Stöbern, Entdecken
Jetzt wisst ihr, dass eine Sachbuchproduktion ein aufwendiger Prozess ist, mit dem Ziel, die bestmögliche Qualität zu erreichen. Alles beginnt mit einer Idee und einem Konzept, es folgt ein Vertrag mit einem Verlag, dann die Verlagsvorschau im Internet, das geschriebene Manuskript, ein Fachgutachten, die Sprachkorrektur, das Lektorat, das Layout der Seiten, die Einbandgestaltung, der Druck mit Bindung und Verpackung und schließlich die Lagerhaltung und die Auslieferung, bis das frisch gedruckte Exemplar schließlich in eure Hände gelangt. Von Anfang bis Ende hat dieser Prozess für die aktuelle Auflage des Survival-Buches ein ganzes Jahr gedauert.
Trotz des ganzen Aufwandes und der vielen Arbeit zählt aber letztlich der Gebrauchswert, und der ist hoffentlich sehr hoch. Dein Survival-Buch ist das einzige Minecraftbuch, das ich kenne, das das ganze Survivalspiel in all seinen Facetten in diesem Umfang beschreibt. Und wie im Spiel selbst, kann man auch in diesem Buch stöbern und immer wieder Neues entdecken. Zum Beispiel die vielen Anspielungen auf Unlimitedworld, vor allem im Multiplayer-Kapitel
Einige von euch wissen vielleicht, dass ich nicht nur Serverteam-Mitglied, Schreiber vieler Forenbeiträge, Verfasser des UW-Wikis, ehemaliger Mitübersetzer des Spiels (bis 2020), ehemaliger Minecraft-Wiki-OberAdmin ("Bürokrat" bis 2018) und Gründer des Minecraft-Technik-Wikis bin, sondern auch Buchautor. Vor einigen Jahren erschien im Rheinwerk Verlag mein "Commander", ein Blick hinter die Kulissen der Minecraft-Technik, das wir hier mit einem Event gefeiert haben. Das Buch ist lange vergriffen, aber seit kurzem gibt es im Rheinwerk Verlag von mir ein neues Werk: Die 5. Auflage von "Dein Survival-Buch". Wie es dazu kam und wie aufwendig so eine Sachbuchproduktion ist, zeigt euch dieser Artikel.
Das erste Survival-Buch erschien 2016, damals noch als "Survival-Guide", und war geschrieben von Richard Eisenmenger, einem Computerspielprofi, Fachmagazinautor und Minecraft-Fan der ersten Stunde. Sein Handbuch zum Survivalspiel beschrieb damals die Version 1.9 und war von Anfang an erfolgreich. In den Folgejahren gab es weitere Auflagen, die er an die neuen Minecraft-Versionen anpasste, zuletzt an die Version 1.15. Leider ist Richard Eisenmenger letztes Jahr verstorben. Da er sich gewünscht hatte, dass seine Bücher weitergeführt werden, suchte der Rheinwerk Verlag Ersatz und wandte sich im Herbst 2021 auch an mich. Den Verlag hatte ich 2016 über Unlimitedworld kennengelernt.
Damit habe ich den ersten und oft schwierigsten Schritt bei einer Buchproduktion übersprungen. Ohne den Kontakt über Unlimitedworld hätte ich die Bücher nie geschrieben. Denn normalerweise steht am Anfang die schwierige Suche nach einem Verlag. Um Verlage von einer Idee zu überzeugen, braucht der Autor ein ...
1. Konzept
Zum Konzept gehört eine Beschreibung des geplanten Inhalts, eine Gliederung/ Inhaltsverzeichnis und eine Abschätzung von Umfang und Marktchancen. Damit wendet sich der Autor an einen passenden Verlag. Für Minecraft-Sachbücher ist der Rheinwerk Verlag ideal, immerhin ist er Deutschlands führender Fachverlag für digitale Themen wie Design, Fotografie und Computing und hat schon einige Minecraftbücher produziert.
Ansprechpartner für neue Autoren ist in einem Verlag das sogenannte Lektorat. Diese Abteilung ist für die Prüfung von Texten zuständig und begleitet Buchprojekte vom ersten Kontakt mit dem Autor bis zur Veröffentlichung. Die Lektorin prüft das Konzept, ob es zum Verlag passt und Aussichten auf Erfolg hat. Bei grundsätzlichem Interesse kann die Lektorin den Autor um Anpassungen, Kürzungen oder Erweiterungen bitten, bis das Konzept perfekt zum Verlagsangebot passt, der Inhalt interessant genug erscheint und sich das Buch im geplanten Umfang wirtschaftlich produzieren lässt.
In meinem Fall wurde dieser Schritt übersprungen, weil das Survival-Buch bereits in Vorauflagen beim Rheinwerk Verlag existierte und damit das Konzept feststand. Meine Aufgabe sollte darin bestehen, das vorhandene Buch zu aktualisieren und innerhalb eines Jahres an die zu diesem Zeitpunkt neueste Minecraft-Version 1.18 anzupassen. Das erschien mir zeitlich machbar.
2. Entscheidung
Das fertige Konzept stellt die Lektorin auf ihrer nächsten Verlagskonferenz vor, wo es von verschiedenen Abteilungen und der Geschäftsleitung diskutiert wird. Dabei wird aus den zu erwartenden Verkaufszahlen die Auflagenhöhe abgeleitet. Normalerweise wird dann auch die Aufmachung des Buches festgelegt, d. h. das Format, das Papier, Schwarzweiß- oder Farbdruck, die Einbandart und der Seitenumfang. In meinem Fall stand das alles bereits fest. Aus Auflage und Aufmachung ergeben sich die Herstellungskosten, die in die Kostenkalkulation einfließen, um den Verkaufspreis zu ermitteln. Geht der Verlag nach seinen Berechnungen von einem wirtschaftlichen Erfolg aus, geht es weiter mit dem ...
3. Vertrag
Sind sich Verlag und Autor in allen Punkten einig, wird von beiden Seiten ein Vertrag unterschrieben, der die Bedingungen festhält. Der Autor verpflichtet sich, bis zu einem bestimmten Termin ein Manuskript mit einem bestimmten Umfang und dem vertraglich festgelegten Inhalt (laut Konzept) abzuliefern. Im Gegenzug verpflichtet sich der Verlag, das Manuskript als Buch und digital zu produzieren und zu vermarkten.
Im Vertrag wird für den Autor ein Honorar pro verkauftes Exemplar festgelegt. Allerdings ist der Autorenanteil am endgültigen Verkaufspreis ziemlich gering, den größten Anteil bekommt der Buchhandel. Weitere Anteile gehen an die Druckerei, die Zwischenhändler, den Verlag selbst sowie freiberufliche Dienstleister wie Fachgutachter und Sprachkorrektorin. In meinem Fall wird der Autorenanteil noch mit den Hinterbliebenen von Richard Eisenmenger geteilt, denn das Buch war seine Idee und sein Text war die Grundlage für meine Arbeit.
Leben können vom Bücherschreiben nur fleißige Dauerschreiber, bekannte Prominente oder Bestsellerautoren. Den normalen Sachbuchautoren geht es aber auch gar nicht ums Geld. Sie möchten vor allem ihr Expertenwissen weitergeben und schreiben ihre Bücher in ihrer Freizeit.
4. Manuskript
Mit eben jenem Expertenwissen begann ich mit der Überarbeitung. Ich bekam vom Verlag das Originalmanuskript der 4. Auflage mit allen Abbildungen. Das Manuskript wird in Word geschrieben (jedes Kapitel eine eigene Datei). Für die Formatierung stellt der Verlag spezielle Word-Makros zur Verfügung. Dazu gibt es einen Style-Guide, der u. a. vorschreibt, wie Überschriften, Bilder und Indexeinträge zu behandeln sind und wie der Text allgemein zu gestalten ist. Es dauerte ein paar Tage, bis ich mich in alles eingearbeitet hatte.
Abbildungen werden im Manuskript an passender Stelle mit einem Link auf einen Ordner referenziert und nicht formatiert, d. h. der Autor nimmt kein Layout vor. Daraus ergibt sich ein Problem mit der Abschätzung des Umfangs, denn Word zeigt jedes Bild entweder als Link oder in maximaler Größe an, auch wenn es später klein neben dem Text stehen soll. In meinem Fall war die Abschätzung des Umfangs besonders schwierig, weil der Text, den ich ergänzen sollte, bereits ein ganzes Buch gefüllt hat. Ich musste also den alten Text kürzen, um neuen hinzufügen zu können. Immerhin hatte ich dazu genug Zeit.
Allerdings kennen wir alle das Phänomen, dass man größere Aufgaben gerne vor sich her schiebt. Wer schon mal einen Aufsatz oder eine Semesterarbeit zu einem bestimmten Termin abliefern musste, weiß wovon ich rede. Der Verlag weiß das auch, daher gibt es vertraglich vereinbarte …
5. Zwischenabgaben
Die ersten drei Kapitel muss der Autor dem Verlag zu vertraglich festgelegten, frühzeitigen Terminen vorlegen. Damit kann der Verlag nicht nur die Termintreue des Autors abschätzen, sondern auch gleich zu Anfang prüfen, ob formal alles so aussieht, wie es sein soll. Bei mir war alles in Ordnung. Ich kam anfangs gut voran und hatte im letzten Herbst und Winter auch genug Zeit, um mit den Zwischenabgaben rechtzeitig fertigzuwerden.
Doch kurz danach stockte mein Schreibfluss. Im Mittelteil kam ich nicht mehr weiter, weil ich deutlich mehr neue Inhalte hinzufügen musste, als ursprünglich gedacht. Korallenriffe, Nether-Update, neue Höhlenbiome – all das fehlte noch. Die Kapitel sollen ungefähr gleich lang sein, doch durch meine Ergänzungen wurden einige Kapitel zu lang. Ich musste sie trennen und ein Zusatzkapitel einfügen. Damit danach noch alles logisch zusammenpasste, waren weitere Umstellungen nötig, die ich in Absprache mit der Lektorin vornahm.
| Kapitel | Änderung |
|---|---|
| Kap. 3 | Das Biomkapitel wird durch die neuen Ozean-, Nether-, Berg- und Höhlenbiome zu groß, ich lagere Ozean und Nether in ein eigenes Kapitel aus (Kap. 10). |
| Kap. 4 | Das Heimwerkerkapitel wird durch die neuen Arbeitsblöcke größer als vorher, aber es passt noch. |
| Kap. 5 | Ich ziehe das Farmkapitel vor (vorher Kap. 8), weil Nahrung wichtiger ist, und verschiebe das Zaubern ein Kapitel weiter. |
| Kap. 6 | Auch das Bauen verschiebe ich nach hinten, und ziehe das Kämpfen vor (vorher Kap. 7). Zum Kämpfen passt perfekt das Zaubern (vorher in Kap. 5). |
| Kap. 7 | Durch die neuen Monster wird das Kampfkapitel zu groß, ich trenne die Monster als eigenes Kapitel ab. |
| Kap. 8 | Nach dem Kämpfen wird ausgeruht, jetzt kommt das Bau- und Materialkapitel (vorher Kap. 6). |
| Kap. 9 | Die Position des Fortbewegungskapitels bleibt unverändert. |
| Kap.10 | Dieses Kapitel kommt neu hinzu und fasst die Nether- und Ozeanbiome (vorher Kap. 3) und das Brauen (vorher Kap. 5) logisch zusammen, weil man erst brauen kann, wenn man im Nether gewesen war. |
Die Ausarbeitung der neuen Kapitelstruktur hat eine ganze Woche gedauert. Danach konnte ich aber immer noch nicht weiterschreiben, denn ich musste das Umfangproblem grundsätzlich ansprechen. Mittlerweile war mir klar, dass ich so viele Minecraft-Elemente nachzutragen hatte, dass das Buch aus allen Nähten platzen würde, wenn ich wie bisher auch noch die ganzen Rezepte dazu abbilden würde. Zum Glück gibt es in Minecraft seit einiger Zeit das Ingame-Rezeptbuch. Daher entschied ich mich zusammen mit dem Verlag, die bisher vorhandenen Rezept-Abbildungen wegzulassen, was auf einen Schlag 50 Seiten einsparte, die ich dringend brauchte.
Die zweite Entscheidung betraf die Referenz. Dieses letzte Kapitel des Buches hatte bisher einen Umfang von 90 Seiten und beschrieb viele Blöcke und Gegenstände – allerdings längst nicht alle, wie ich zuerst dachte. Man könnte über ein paar Lücken hinwegsehen, aber es fehlten über 100 Blöcke und Gegenstände, darunter sämtliche Pflanzen, und wichtige Dinge wie Grundgestein, Lagerfeuer, Lohenstaub, Bogen und viele mehr. Also sortierte ich sämtliche über 500 Blöcke und Gegenstände in sinnvolle Kategorien wie Steine, Nahrung und Werkzeuge und listete sie in Tabellenform auf. Durch die Tabellen schrumpfte die Referenz auf nur noch 50 Seiten bei gleichzeitiger, bisher nie dagewesener Vollständigkeit.
6. Verlagsvorschau
Während der Autor noch am Manuskript schreibt, veröffentlicht die Lektorin vorab die wichtigsten Produktinformationen des neuen Buches als Verlagsvorschau. Der entscheidende Vorteil eines Verlages – und auch seine Hauptaufgabe – ist die professionelle Verbreitung von Büchern. Ein Verlag legt die Produktionskosten vor (daher sein Name), trägt das entsprechende Risiko und bemüht sich deshalb besonders um den Erfolg des Buches. Neben hoher Qualität und guter Lesbarkeit zählen auch gute Vertriebswege und Händlerkontakte dazu – und im Fall des Rheinwerk Verlages auch der gute Ruf als bekannter Fachverlag.
Die Verlagsvorschau ist ein wichtiges Marketing-Instrument. Zu den Produktinformationen gehören Titel, Inhalt, Umfang, Autor, Liefertermin und internationale Standardbuchnummer (ISBN). Mit dieser Nummer wird das Buch in der Deutschen Nationalbibliothek (die nach dem Druck zwei Freiexemplare erhält) und in allen elektronischen Bestellsystemen der Buchhändler gelistet. So sind die Händler schon frühzeitig über kommende Neuerscheinungen informiert und können entsprechend vorbestellen.
7. Abgabe
Mit etwa 1.200 Arbeitsstunden hat mich das Manuskript (Text und Bilder) viel mehr Arbeit gekostet, als ich ursprünglich dachte. Doch schließlich war ich fertig. Dank der neuesten Minecraft-Snapshots hatte ich sogar schon die Version 1.19 mit ins Buch aufnehmen können. Aber weil im Manuskript alle Bilder maximiert sind, hatte ich kein richtiges Gefühl für den tatsächlichen Umfang. Ich hoffte, es würde passen.
Doch die Lektorin hatte eine schlechte Nachricht für mich: Ihr erstes Probelayout ergab, dass das Buch etwa 140 Seiten zu viel haben würde. Es half alles nichts: Um das Buch wirtschaftlich produzieren zu können, musste ich den Text und die Anzahl der Bilder stark kürzen. Ich war frustriert, denn ich wollte den Inhalt unbedingt erhalten. Es gab nur eine Lösung: Ich musste die Information komprimieren, d. h. große Teile des Eisenmenger-Textes, den ich bisher bewahrt hatte, neu schreiben und dabei deutlich kürzer formulieren. Das ist mir auch gelungen, aber es hat mich weitere 200 Arbeitsstunden gekostet.
| Kapitel | Kürzung |
|---|---|
| 1 Installation & Einstellungen | -15 |
| 2 Spielbeginn | -11 |
| 3 Biome | -19 |
| 4 Werken | -4 |
| 5 Ackerbau & Viehzucht | -18 |
| 6 Kämpfen | -4 |
| 7 Monster | -11 |
| 8 Bauen | -19 |
| 9 Fortbewegen | 0 |
| 10 Nether & Ozean | -5 |
| 11 Generierte Bauwerke & Ende | -15 |
| 12 Redstone | -3 |
| 13 Multiplayer | 0 |
| 14 Skins, Packs & Mods | -12 |
| 15 Alle Blöcke & Gegenstände | -4 |
| Summe | -140 |
Die Mühe hat sich gelohnt: In der alten Auflage hatte es aus Platzgründen viele inhaltliche Lücken gegeben. Zum Beispiel fehlten Ozeanruinen und Korallenriffe, der Dichte Wald, die neuen Arbeitsblöcke, das praktische Gerüst, die Bienenzucht, Endsiedlungen und Netherfestungen und vieles mehr. Außerdem natürlich die Updates 1.16 (Netherbiome), 1.17/1.18 (Berge- und Höhlenbiome) und 1.19 (antike Städte und Wärter). Hinzu kam, dass in den bisherigen Auflagen noch von der Pocket Edition gesprochen wurde, die mittlerweile längst Bedrock Edition heißt.
All das habe ich mit der Neuauflage geändert. Die 5. Auflage beschreibt jetzt erstmals wirklich alle Inhalte des Survivalspiels, alle Tiere, Monster, Biome, Bauwerke, Statuseffekte, Tränke, Verzauberungen und Redstone-Elemente und listet in der Referenz alle Survivalblöcke und -gegenstände auf. Ich denke, das ist für ein Minecraft-Buch einmalig.
Das ursprüngliche Werk von Richard Eisenmenger ist immer noch erkennbar, aber jetzt sind ca. 90 % des Buches von mir neu geschrieben und bebildert. Damit ist die 5. Auflage auch für Leser interessant, die bereits eine ältere Auflage besitzen, denn sie bekommen ein nahezu komplett neues Buch.
Als bleibende Erinnerung habe ich Richard Eisenmenger in der Einleitung zum Multiplayerkapitel mit einem kleinen Easteregg verewigt: Der dort erwähnte Spieler "Latubius" ist sein echter Minecraftname und das Bild zeigt seinen Skin. Außerdem habe ich ganz zum Schluss, nach dem Index des Buches, ein kleines Zitat von ihm untergebracht.
8. Fachgutachten
Für neue Sachbücher wird nach der endgültigen Abgabe des Manuskriptes ein Fachgutachten erstellt. Damit stellt der Verlag sicher, dass der Inhalt fachlich korrekt ist. Bei einer Neuauflage, wie beim Survival-Buch, war das für den Verlag nicht nötig, aber mein erstes Buch wurde damals von einem Fachgutachter gelesen – und zwar von Richard Eisenmenger. So hatte ich also vor einigen Jahren auch persönlichen Kontakt zu ihm.
Das Fachgutachten besteht aus Fragen und Anmerkungen, die in eine pdf-Version des Manuskriptes geschrieben werden.
Leser @maua1 hat zwar kein offizielles Fachgutachten erstellt, mir aber schon einige wertvolle, inhaltliche Hinweise und Korrekturen gegeben, die ich natürllich in die nächste Auflage einfließen lasse.
Nach Fertigstellung des Fachgutachtens geht der Autor alle Kommentare durch und passt sein Manuskript entsprechend an. Das kann durchaus noch mal größere Umstellungen bedeuten, wenn es der Verständlichkeit dient. Danach gibt der Verlag das Manuskript zur ...
9. Sprachkorrektur
Die Sprachkorrektorin liest das gesamte Werk von vorne bis hinten und achtet auf korrekte Rechtschreibung, Kommasetzung und sonstige sprachliche Fehler oder Unschönheiten. Im Überarbeitungsmodus schreibt sie Korrekturen und Kommentare direkt ins Manuskript. Anschließend arbeitet der Autor wieder alle Korrekturen und Kommentare ein, und zwar ebenfalls im Überarbeitungsmodus und mit Antwortkommentaren versehen.
Als letztes liest die Lektorin das fachlich und sprachlich fertige Manuskript. Sie schaut sich die Kommentare von Sprachkorrektorin und Autor an, um Missverständnisse auszuschließen, und klärt letzte Feinheiten bei der Formatierung.
Die Hauptaufgabe des Lektorats ist das Lesen, das bedeutet auch der Name dieser Abteilung. Genauer gesagt, sind Lektoren professionelle Gegenleser. Sie prüfen Texte auf inhaltliche Qualität, also auf Sprachstil und Verständlichkeit. In Sachbuchverlagen kennen sie sich auch in ihrem jeweiligen Fachthema gut aus. Meine Lektorin hatte bereits frühere Auflagen des Survival-Buches und andere Minecraftbücher des Verlages lektoriert und spielt auch das Spiel.
Es gibt aber auch freie Lektoren, die man als Autor beauftragen kann, damit sie ein Manuskript vorab prüfen und Verbesserungsvorschläge machen, bevor man es einem Verlag vorlegt.
10. Herstellung
Nachdem das Manuskript in allen Aspekten fertig ist, schlägt die Stunde der Herstellerin, die daraus eine digitale Druckvorlage herstellt. In Abstimmung mit dem Lektorat legt sie Layout (Seitengestaltung) und Typografie (Textgestaltung) fest und erschafft aus Text und Bildern ein Buch, das attraktiv aussieht und angenehm lesbar ist. Sie wählt gut lesbare Schriftarten für alle Formatierungen, die der Autor vorgesehen hat, verkleinert die Bilder, setzt sie an die passenden Stellen und fügt grafische Elemente wie Rahmen und Kästen hinzu. Sie achtet auch darauf, dass keine "Hurenkinder" und "Schusterjungen" entstehen. Das sind letzte oder erste Worte eines Absatzes, die einsam auf einer Seite stehen würden. Schließlich ergänzt sie das Buch um Titelseite, Impressum, Inhaltsverzeichnis und Index und im Fall des Survival-Buches auch um ein Poster mit den wichtigsten Minecraft-Rezepten.
Das Ergebnis heißt "Satzfahne", ein Begriff aus einer Zeit, als Texte noch aus einzelnen Bleibuchstaben zusammengesetzt und beim Probedruck mehrere Seiten auf eine große Papierfahne gedruckt wurden. Heutzutage ist die Satzfahne eine hochauflösende pdf-Datei in Verlagsqualität.
Die erste Satzfahne wird von Autor, Lektorin und Herstellerin sehr genau geprüft. Der Autor erhält zum ersten Mal einen Eindruck, wie sein fertiges Buch aussehen wird. Er prüft, ob alle Bilder und Texte an der richtigen Position stehen und hat die letzte Gelegenheit für kleine Änderungen, die ihm erst in dieser Ansicht auffallen. Die Lektorin achtet vor allem auf formale Ansprüche an das Aussehen, und die Herstellerin prüft, ob sie technisch alles richtig gemacht hat, z. B. die Tabellenformatierungen.
Alle Kommentare und Änderungen gehen zurück an die Herstellerin, die daraus die verbesserte zweite Satzfahne erstellt. Danach prüfen alle Beteiligten, ob ihre Hinweise richtig eingearbeitet wurden. Die Lektorin achtet außerdem jetzt, wenn sich kein Text mehr verschiebt, auf falsch oder unschön automatisch getrennte Wörter.
Wieder arbeitet die Herstellerin alle Anmerkungen ein und erstellt die dritte Satzfahne. Diese ist normalerweise endgültig, außer bei der abschließenden Prüfung fällt doch noch ein Fehler auf. Damit ist der Innenteil des Buches druckfertig, es fehlt aber noch der ...
11. Einband
Der erste Eindruck eines Buches ist sein Cover. Hat man das Buch in die Hand genommen, schaut man als nächstes auf die Rückseite (Backcover). Deshalb muss der Einband so gestaltet sein, dass man auf einen Blick erkennt, worum es geht und welchen Gewinn man als Leserin und Leser von dem Buch hat.
Cover und Backcover gestaltet eine Grafikerin in Abstimmung mit Lektorat und Autor. Für das Survival-Buch hat die Grafikerin einen Waldläufer in wilder Natur gezeichnet, ein Schädel betont den Überlebensaspekt. Sogenannte "Störer" – grafische Elemente, die Aufmerksamkeit erregen – weisen auf das enthaltene Poster, die 5. Auflage und auf die vollständige Überarbeitung des Inhalts hin.
Das Backcover zeigt einige Bilder aus dem Buch, die auf einen Blick deutlich machen, dass es um Minecraft geht, und dass das Buch auf dem neuesten Stand ist. Der Text auf dem Backcover fasst den Inhalt des Buches zusammen und spricht die vielfältige Zielgruppe an.
12. Druck
Die fertige Satzfahne und der Einband werden als hochauflösende pdf-Dateien (Druckvorlage) an die Druckerei geschickt. Das Survival-Buch wird in Deutschland gedruckt, bei mediaprint solutions in Paderborn, einer modernen Druckerei mit höchsten Qualitätsansprüchen.
Gedruckt wird im Vierfarb-Offset-Verfahren. Dazu wird für jeweils 8 oder 16 Seiten und für jede Farbe getrennt eine eigene Druckplatte aus Aluminium hergestellt, die mit einem Laser belichtet wird. Für das Survival-Buch sind das 116 Druckplatten. Durch die Zusammenfassung von 8 oder 16 Seiten ergeben sich bei Büchern am Schluss oft leere Seiten ("für Ihre Notizen") oder sie werden mit Verlagswerbung gefüllt.
Beim Druckvorgang wird die Farbe von den Druckplatten über Gummiwalzen auf das Papier übertragen (Offset = Übertragung), was für eine gleichbleibende Qualität bei allen Exemplaren sorgt, denn die Druckplatten nutzen sich dabei nicht ab. Bei den heutigen Druckverfahren sind auch mit der Lupe keine Rasterpunkte mehr zu erkennen. Die Druckplatten können nur einmal verwendet werden und werden danach recycelt.
Die bei mediaprint solutions eingesetzten Druckmaschinen vom Typ "Speedmaster" stammen von der Firma Heidelberg, dem Markt- und Technologieführer bei Bogenoffsetmaschinen.
Die bedruckten Papierbögen werden anschließend in der Druckerei gefaltet, beschnitten und mit dem vorher gedruckten Einband zum fertigen Buch verklebt.
13. Auslieferung
Von der Druckerei in Paderborn gehen die Paletten mit den fertigen Büchern zur Firma VVA-Arvato Media GmbH in Gütersloh, die zur Bertelsmann-Guppe gehört. VVA ist eine sogenannte Verlagsauslieferung mit jahrzehntelanger Erfahrung im Logistikgeschäft. Über riesige Hochregallager werden Bücher, Zeitschriften, Kalender, CDs, DVDs und Spielwaren für über 200 Verlage und Hersteller an den Handel und direkt an Endkunden ausgeliefert. Die Bestellungen vom Rheinwerk-Webshop, von Buchhändlern, von Amazon und von anderen Plattformen gehen direkt an VVA und gelangen von dort zur Auslieferung. Das läuft hochprofessionell und effizent ab, alles wird elektronisch verwaltet und im Lager automatisiert transportiert. Die weltweit agierende Logistikfirma SSI Schäfer hat für VVA ein futuristisches 3D-Matrix-Hochregallager errichtet, bei dem jeder Arbeitsplatz zum Zusammenstellen der Kommissionen (= Bestellungen) über Shuttle-Roboter, Lifte und bewegliche Arbeitsplattformen Zugriff auf das ganze Lager in alle Richtungen hat.
14. Lesen, Stöbern, Entdecken
Jetzt wisst ihr, dass eine Sachbuchproduktion ein aufwendiger Prozess ist, mit dem Ziel, die bestmögliche Qualität zu erreichen. Alles beginnt mit einer Idee und einem Konzept, es folgt ein Vertrag mit einem Verlag, dann die Verlagsvorschau im Internet, das geschriebene Manuskript, ein Fachgutachten, die Sprachkorrektur, das Lektorat, das Layout der Seiten, die Einbandgestaltung, der Druck mit Bindung und Verpackung und schließlich die Lagerhaltung und die Auslieferung, bis das frisch gedruckte Exemplar schließlich in eure Hände gelangt. Von Anfang bis Ende hat dieser Prozess für die aktuelle Auflage des Survival-Buches ein ganzes Jahr gedauert.
Trotz des ganzen Aufwandes und der vielen Arbeit zählt aber letztlich der Gebrauchswert, und der ist hoffentlich sehr hoch. Dein Survival-Buch ist das einzige Minecraftbuch, das ich kenne, das das ganze Survivalspiel in all seinen Facetten in diesem Umfang beschreibt. Und wie im Spiel selbst, kann man auch in diesem Buch stöbern und immer wieder Neues entdecken. Zum Beispiel die vielen Anspielungen auf Unlimitedworld, vor allem im Multiplayer-Kapitel
