Das vergessene Tal der Phatauri
Es war mal wieder einer dieser verregneten Tage im Herbst. Ich saß in meinem ledernen Ohrensessel im Bücherzimmer, mit einer Pfeife im Mund und las ein Buch von Professor Tivo. "Die Expedition in den unbekannten Nordosten von UWMC"
Besagter Professor war vor einhundert Jahren allein in den Nordosten aufgebrochen, um noch unbekannte Gebiete zu erforschen. Er fand damals einen Zugang zu einem vergessenem Tal mit einem kleinen Dorf, welches sich unscheinbar in die Landschaft einfügte. Er nannte es: Das Tal der Phatauri. Leider beschreibt er das Tal nur sehr kurz und man erfährt keine Details darüber.
Als ich weiter blätterte, fiel mir ein gefalteter Zettel entgegen. Ich öffnete ihn und darauf war eine Karte mit Koordinaten aufgemalt. Ist das der Weg zum Tal der Phatauri?
Ich las noch eine Weile und schlief im Sessel ein.
Am nächsten Tage ging mir die Geschichte nicht aus dem Kopf und ich begann Nachforschungen anzustellen. Ich besuchte Bibliotheken im ganzen Lande, doch ich fand nichts. Keiner wusste etwas von besagtem Professor, und demzufolge war ein solches Buch rätselhaft. War gerade ich der jenige , der das einzige Exemplar besaß? Was hatte es mit dem Tal auf sich? Wer oder was sind die Phatauri?
Wieder daheim studierten meine Augen die Karte. und ich beschloss mich auf die Suche nach dem Tal zu begeben. Zwei Tage später hatte ich all meine Sachen gepackt. Ich ging zum Hauptbahnhof und fuhr bis zum Nordostbahnhof. Dort verweilte ich und schaute dem regen Treiben zu, welches dort herschte. Nach einer Weile ging ich wieder zum Bahnsteig um meinen Zug nicht zu verpassen und fuhr Richtung Westen über Nordbahnhof. Am ersten Zwischenbahnhof verließ ich den Zug.
Ich schaute gen Himmel , welcher mit dicken schwarzen Wolken verhangen war aus denen es in Strömen regnete. Mit dem Kompass in der Hand lief ich los. Nach drei Tagen Marsch durch einen dichten Fichtenwald und völlig erschöpft, stand ich vor einer unscheinbaren Höhle. Sie hatte genau die Koordinaten welche auf dem Zettel standen.
Aus meinem Rucksack nahm ich eine Fackel, zündete sie an und ging den Weg in die Höhle hinab. Spinnweben streiften durch mein Gesicht, Moos und Ranken wucherten die Höhle zu. Hier musste seit Ewigkeiten keiner mehr gewesen sein. Die Dunkeheit wich dem Lichte und ich stand in einem vergessenem Tal.
Ein paar Häuser fügten sich unscheinbar in die Landschaft ein. Hier schien tatsächlich jemand zu leben. Ich ging ein wenig umher und traf auf einen der Talbewohner. Er sah etwas eigenartig aus, beherrschte aber, was verwunderlich war, meine Sprache. Ich bat ihn um eine Bleibe und um etwas Nahrung. So wurde mir einen kleine Hütte am Ende des Tales angeboten mit Speis und Trank. Kurz darauf fiel ich ins Bett und schlief tief und fest bis in die späten Morgenstunden.
Am nächsten Tag schaute ich mich im Tal um. Die Bewohner schienen von der Fischerei und der Landwirtschaft zu leben. Ein Schmied stellte Werkzeuge her. Das Eisen kam aus dem Berwerk welches oberhalb der Hütte in einem Berg seine verzweigten Stollen hatte.
Auf der anderen Seite ging ein Holzfäller seiner Arbeit nach und in einer kleinen wasserbetriebenen Mühle wurde das geerntete Getreide verarbeitet.
Im großen Haupthaus am Anfang des Tales war eine Büchersammlung untergebracht mit Werken in einer Sprache, welche mir nicht bekannt war.
Als ich mich weiter umsah, entdeckte ich neben der Schmiede einen kleinen Eingang. Ich ging hinein und fand ein großes Lager. Doch was ist das? Zu meiner linken war etwas lila Schimmerndes in der Wand. Kleine Partikel schwirrten umher und komische Geräusche waren zu hören. Es klang wie eine Mischung aus blubbern, zischen und kreischen. Doch noch bevor ich die unheimliche Wand inspizieren konnte wurde ich von einem Talbewohner, welcher gerade im Lager arbeitete, lautstark und mit wütenden Gesten nach draußen befördert.
Am Abend ging ich in den Versammlungsraum des Dorfes, wo sich die Bewohner wohl jeden Tag trafen. Ein alter Dorfbewohner winkte mich zu seinem Tisch. Ich bestellte einen Süßbeerensaft und unterhielt mich mit ihm. Er wusste von dem Vorfall im Lager und warnte mich, jemals wieder in die Nähe der Wand zu kommen. Wer auch immer da hindurch ging, kam nie wieder zurück.
Nach einer Weile zog ich mich in meine Hütte zurück und schlief ein. Es war eine unruhige Nacht. Das Gespräch mit dem alten Mann ging mir nicht aus dem Kopf. Ich beschloss noch einen Tag länger zu bleiben. Am nächsten Morgen stöberte ich etwas in der Bibliothek des Haupthauses. Im Parterre betrachtete ich ein Banner, welches sich zwischen zwei Rüstungsständern befand. Als ich dahinter schaute, entdeckte ich eine Druckplatte und trat darauf. Wie durch Zauberhand öffnete sich die Wand und ein größer länglicher Raum kam hervor. Ich schlich hinein, denn ein eisener Wächter schien hier zu wachen. Eine unterirdische Farm mit Pflanzen und Technik erschloss sich mir, welche ich noch nie auf Erden gesehen hatte. Als der eiserne Wächter um die Ecke ging, schlich ich wieder hinaus. Mir war der Ort nicht geheuer.
Am Abend, in meiner Hütte, wurde der Drang immer größer zu wissen was sich hinter der Wand verbirgt. Ich beschloss im Schutze der Nacht genauere Nachforschungen anzustellen. Gegen drei Uhr stand ich auf und ging heimlich zum Lager. Die Bewohner schliefen und nur das Licht der kleinen Öllaternen flackerte. Da stand ich nun, vor der lila wabernden Wand. Das blubbernd kreischend zischende Geräusch war lauter als beim letzten mal.
In meinem Kopf hatte ich die Worte des alten Mannes. Ich ignorierte sie. Was sollte denn auch schon passieren? Ich bewegte meine Hand durch den lila farbenen Schimmer und zog sie wieder zurück. Nichts geschah. Nur das blubbernde Geräusch wurde lauter, ja fast unerträglich laut.
Mein Gefühl sagte mir, dass ich von hier weggehen sollte. Doch die Neugier was sich dahinter verbirgt, war größer.
Ich lief durch die lila farbene Wand, fiel in eine tiefe schwarze Leere und verlor die Orientierung. Das Blubbern und Kreischen der Wand war ohrenbetäubend.
... Stille ...
Ich kam langsam zu mir, drehte mich um und ward von einem großen hellen Raum geblendet. Was war geschehen? Ich fing an mich umzuschauen. Ein Alarm ertönte aus einem Raum, der mich magisch anzog. An der Tür stand "Kryokammern". Darin standen Kisten mit Glasdeckel in denen Bewohner aus dem Tal lagen. Sie schienen zu schlafen.
Ich sah mich weiter um. Überall waren Geräte die flimmerten und mir unbekannte Zeichen anzeigten. Es gab sogar Automaten die fertiges Essen ausgaben. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Eine Treppe führte nach oben in eine große Lobby. Ich blickte hinauf. Durch die gläserne Decke erkannte man viele helle Punkte. Sie kamen mir bekannt vor ... Sterne, wie man sie nachts bei klarem Himmel sieht. Ein Stern leuchtete heller. Er war wohl ziemlich nah.
Eine Person kam auf mich zu und stellte sich als Kapitän vor. Er bat mich, ihm zu folgen. Die anderen Personen in der Lobby beäugten mich. Wir gingen in einen Raum. Davor war ein Schild "Kommandoraum - Starship Avalon". Im Kommandoraum blickte man in eine schwarze Leere mit vereinzelten hellen Punkten. Links war noch ein unscheinbarer Planet zu sehen und rechts eine weitere Sonne.
"Herzlich Willkommen auf der Avalon" sagte der Kapitän. "Du bist der zweite Erdling, welcher jemals auf dieses Schiff gekommen ist". Schiff? Ich sah nirgens Wasser. So langsam dämmerte es mir. Es war ein Raumschiff. "Wo sind wir"? fragte ich. "Wir befinden uns momentan im Sternsytem Alpha Centauri" antwortete der Kapitän.
Er zeigte mir das Schiff. Rechts und links von der Lobby gehen jeweils zwei Schleusen weg zu den Wohnkabinen. Eine davon wurde mir zugeteilt.
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